26
Jun
2018
36

Zwei Tage im Irak

Vergangenen Montag, irgendwann gegen 14 Uhr. Mein zweiter Blick aufs Telefon: Kannst Du morgen für zwei Tage in den Irak fliegen? Ein leise gehauchtes „oh“ und ich schaue direkt in fragenden Blicke der mir umstehenden Personen. Sekunden später höre ich mich, alle anstehenden Projekte der kommenden drei Tage canceln. Eine kurze Bestätigung an den Absender und die zweite Nachricht folgt auf dem Fuß: Der Flug geht morgen früh ab Frankfurt, bitte nur Handgepäck mitnehmen, du wirst um 3 Uhr vom Hotel abgeholt. Ich werfe schnell ein paar Sachen auf einen Haufen, daneben Pass, Kameras und Laptop… Mir fehlt gerade die Zeit um aufgeregt zu sein…

Wenig später sitze ich im Auto Richtung Frankfurt und ich wühle mich einhändig durch alle aktuellen Podcasts und Nachrichten zum Thema Irak. Im obligatorischen Stau checke ich schnell auch mal die Reisewarnung des auswärtigen Amtes: „Wegen der aktuellen Lage im Nachgang zum Unabhängigkeitsreferendum und der weiterhin bestehenden Gefahr von Terroranschlägen wird von nicht notwendigen Reisen in die Region abgeraten.“  Ok, das liest sich wenig überraschend…

Stunden später sitze ich im Flieger und versuche zu schlafen, vergiss es, das wird nix… Ich lese mich in die aktuelle Situation im Nordirak ein, wer hier mit wem, checke noch mal alle Akkus, SD-Cards… das anstehende Programm der nächsten Tage lässt wenig Lücken…  Der Landeanflug auf Erbil verrät Hitze, Staub und Wüste. Hinten im Flieger eskaliert irgend ein Streit und es wird laut. Beim Aussteigen husche ich schnell noch durch ein Handgemenge… es geht um die Ehre…und dann stehe ich schon im 38°C heißen Ausgang und vor mir steht eine Armada an Sicherheitsleuten und Limousinen. Schnell werde ich in eine der Limousinen geschoben und wir jagen los…

„Hätte mir irgendwer vor ein paar Jahren diese Situation prophezeit…“ – ihr könnt den Satz beenden. Ich fotografiere zwei Tage eine Menge „Protokoll und Handshake“, habe wenig Schlaf und sehe den Irak die meiste Zeit hinter gepanzertem Glas aus schnellen Autos. Beeindruckt bin ich trotzdem, in jeder Hinsicht, dankbar für alles, was ich erleben durfte…

Abseits der Fotos für den Kunden, hier ein paar „in between“-Schüsse dieser zwei wirren Tage…