Von der Volta Region, Übermut und netten Menschen
Früh am Morgen um 4:45 Uhr klingelt das Taxi. Ich hole Valentin gleich vom Flughafen in Accra ab. Ich kenne ihn zwar erst seit etwa einem Jahr, aber er hatte die Idee, meine Reise durch Ghana mit der Kamera zu begleiten und eine kleine Film-Doku darüber zu machen. Fand ich gut! Außerdem hatte ich unser erstes Treffen in guter Erinnerung und konnte mir durchaus vorstellen, dass wir uns gut vertragen. Und so suchen sich unsere verschlafenen Augen im Halbdunkel der Empfangshalle des kleinen Airports von Accra, der um diese Zeit allerlei seltsame Gestalten hervorbringt. Und dann steht er vor mir. Freudig grinsend und hochmotiviert, mit mir 2 Wochen lang, die staubig-heißen Strassen von Ghana zu erobern. Kofi – unser Fahrer, der uns von nun an für die nächsten 10 Tage begleiten wird, soll uns an diesem Morgen schnurstracks aus Accra heraus bringen. Ich hatte nicht das Gefühl, hier noch einen Tag länger bleiben zu müssen. Unser Ziel ist die Volta-Region, rund um den größten Binnensee Afrikas und so fahren wir an den morgendlichen, kilometerlangen Staus in entgegengesetzter Richtung vorbei, in Richtung Norden, aus der Stadt heraus.
Schon bald lichten sich die Vorstadt-Slums Accras und ein wundervolles Fleckchen Erde tut sich auf. Die grünen Wälder, rund um die langen, buckelpistigen Strassen, verheißen Gutes und ich freue mich, unterwegs zu sein. Der Wind weht weiße Flocken irgendeines Baumes über die Strasse und es sieht aus, als würde es schneien. Wir steigen kurz aus und für einen Moment ist etwas Märchenhaftes in der Luft. Würde jetzt jemand schnulzige Filmmusik aus dem off abspielen, wäre das der richtige Zeitpunkt für eine Liebeserklärung. Überlandbusse und TroTros mit festgebundenen Ziegen auf den Dächern kreuzen unseren Weg und ich wähne mich in dem Land, welches ich dachte, besuchen zu wollen.
Wir sollten uns einen Wald ansehen, in denen Affen leben, empfiehlt Kofi und als wir wenig später, zusammen mit einem Guide durch den Wald wandern, gesellt sich tatsächlich eine Affenfamilie zu uns, die uns erst hoch oben von den Bäumen, später dann jedoch immer weniger misstrauisch beäugen.Unsere erste Station in der Volta-Region ist Hohoe, ein unscheinbares, kleines Örtchen, dass nicht viel zu bieten hat, außer extrem nette Menschen. Man kann von hier aus auch einige nette Touren starten, weil Hohoe strategisch günstig in der Mitte „von allem Sehenswerten“ in der Volta Region liegt. Unser erster Trip geht dann auch gleich zum größten Wasserfall der Region mit 60m freiem Fall. Direkt an der Grenze zu Togo findet sich ein so wundervolles kleines Paradis aus netten Menschen, Natur und Wasser, dass ich nicht mehr an mich halten kann und all meine Anspannung der letzten Tage, unter dem Wasserfall stehend, herausschreie. Im Übermut teste ich auch gleich, wie spritzwassergeschützt die Nikon D610 ist und mache ziemlich aufregende Fotos unter dem Wasserfall. Und ja, die Kamera hat den Test bestanden! 🙂Die Menschen hier in der Volta-Region sind merklich anders drauf, als an der Küste. Egal wo wir gehen und stehen, wir bekommen überall ein herzliches Willkommen und die Kinder betteln förmlich darum, fotografiert zu werden. Mag sein, dass es daran liegt, dass diese Region, vor noch nicht allzu langer Zeit noch zu Togo gehörte, mag sein, dass die Natur hier wirklich ein anderes Lebensgefühl bei den Menschen hervorruft… Hätte ich meine Reise hier gestartet, hätte ich mir einiges erspart und mein Gefühl zu Ghana wäre ein komplett anderes. Das Land scheint wie das Leben hier, auf und ab…