Vom Glück und anderen Enttäuschungen
Da kam neulich wieder jemand ins Heidestudio und sagte: „Wow, wenn ich das hier sehe… – da hast du aber echt Glück gehabt! Das Leben meint es gut mit dir!“. Wenn ich ehrlich bin, machen mich derlei „Komplimente“ eher nachdenklich als stolz. Meint es das Leben wirklich gut mit mir oder ist es nicht vielleicht anders herum? Klar: Glück definiert jeder für sich anders, doch irgendwie eint viele Menschen das gleiche Gefühl: Sie gehen davon aus, dass das Leben ihnen wenigstens ein kleines Fünkchen Glück schuldet. Und wenn sie nix abbekommen, sind sie enttäuscht.
Dabei liegt der Schlüssel wie so oft, in der eigenen Einstellung, denn „Glück“ – so sagt die Wissenschaft – ist die „Bewertung eines Ereignisses“ durch unser Gehirn – deshalb – so enttäuschend das auch klingt, gibt es Glück nicht wirklich. Es ist unsere (rein subjektive) Bewertung eines Ereignisses – nicht mehr und nicht weniger. Ich mag die Parabel des chinesischen Bauern, die mir immer wieder versichert, dass ich es bin, der dem Glück Raum gibt. Unser Glück kann des anderen Pech sein. Und dieses Ereignis – sei es ein Lottogewinn oder das Überleben eines Unfalls – geschieht im und durch das Leben relativ unabsichtlich. Und so reduziert sich diese Erkenntnis in dem vielzitierten Satz: Glück ist eine Lebenshaltung. Viele Menschen verwechseln „Glück“ und „Zeichen“ – habe ich neulich irgendwo gelesen. Hat meine Berufs- und Lebenssituation wirklich viel mit Glück zu tun? Hätte Erfolg wirklich viel mit Glück zu tun, würden eine Menge Firmen, ihr Businesskonzept umstellen – soviel ist sicher. Da würden die „Glücksabteilungen“ nur so aus dem Boden sprießen.
…und ich schaute meinem Gast in die Augen und erinnerte mich an einen tollen Satz von George Bernhard Shaw: „Es gibt nur zwei große Enttäuschungen im Leben. Nicht zu bekommen, was man möchte – oder es zu bekommen!“ – Ja, Glück ist verflucht relativ.
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