Stadtflucht
Seit 8 Jahren lebe ich nun schon auf dem Land und es fühlt sich an, als hätte ich nie woanders gelebt. Die Nordheide drückte mich damals bei meinem ersten Besuch ganz fest an sich und hauchte mir ein „Du willst es doch auch!“ ins Ohr. Zeit meines Lebens hatte ich in der Stadt gelebt – mochte den Trubel und die Möglichkeiten – doch schien die Zeit gekommen, mal was anderes auszuprobieren. Die ersten zaghaften Überlegungen richteten unser neues Heim noch dicht an Autobahnabfahrten, um ja schnell und jederzeit in 20 Minuten in Hamburg sein zu können. Der Zufall wollte jedoch, dass wir uns, weit ab, in einem lustig klingenden Dorf, in ein Pipi Langstrumpf-Haus verliebten. Mit richtigem Bauern gegenüber und ner großen Eiche vor dem Haus.
Wenn ich heute nach Hamburg fahre, ist das, als würde meine Sanduhr von unten nach oben laufen. Ich bin nach wenigen Minuten von der Hektik genervt und ertappe mich dabei, dass ich den Kopf darüber schüttele, wie man freiwillig mit 2 Millionen Anderen auf „engstem Raum“ leben kann. Ich erledige meine Sachen und sehe zu, schnell wieder raus zu kommen. Der Weg zurück führt über die Elbbrücken und spätestens in diesem Moment läuft meine Sanduhr wieder richtig rum. Ich liebe jeden Kilometer, der mich von der Großstadt trennt und melde meiner Liebsten telefonisch baldige Ankunft. Seit 8 Jahren lebe ich nun schon auf dem Land und es fühlt sich an, als hätte ich nie woanders gelebt.