Out now: Cinephonie Noir
„Das Buch fliegt unterm Radar“ hat neulich jemand zu mir gesagt, der es in die Hand nahm, ein „Kleinod“ sei es und in seiner Komplexität zu wenig Mainstream. Und als ich neulich bei einem Vortrag in Bad Boll über das Buch sprach, hatte ich Wasser in den Augen als anschließend der Saal in Reihe stand, um eines der ersten Exemplare zu kaufen.
Ich habe mich gefragt, warum ich das Buch so wenig vermarkten will, warum ich stolz bin und es irgendwie doch bei mir behalten will. Noch vor ein paar Jahren hätte ich eine Tour mit Lesungen veranstaltet und in wenigstens zwanzig Blogposts darauf hingewiesen. Nun liegt es hier vor mir und mir reicht es, dass es vor mir liegt. Ich habe einen Sommer daran geschrieben, alles wieder durchgestrichen und neu angefangen. Ellenlange Texte in Sekunden zerstört, neu destilliert, dabei Felix´ Sinfonie auf den Ohren und meine eigenen Fotos im Blick… „Die Kunst gibt dem Denken Rätsel auf“ stand auf einem meiner Notizzettel…
Dieser nie enden wollende Sommer war so schön undurchsichtig und lenkte von so vielem ab. Vielleicht werden wir uns unser ganzes Leben an ihn erinnern. Vielleicht war er nur ein Anfang, vielleicht der Anfang vom Ende. Das Buch passt gut hinein in dieses Jahr. Vielleicht auch nur in mein eigenes.
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HIER kannst Du das Buch bestellen.
Cinephonie Noir, 110 Seiten, 28 x 28cm, inkl. 2 CD´s,
Mehr Infos unter www.cinephonienoir.com
Mehr zur Entstehung und zum Inhalt findet sich in dieser Filmdokumentation:
Auszüge:
„Ein Moment – so zufällig wie das Leben – wird zu einem kleinen Kosmos, zu einem Schlüssel und Scheideweg. Auf der Suche nach Antworten hatte sie ihr Haus frühzeitig verlassen. Sie mochte diese Stadt mit all ihren Regeln und Grenzen nicht, und sie spürte, irgendetwas log sie hier an. Sie wusste, ein harmloses Geräusch, etwa herannahende Autoreifen auf trockenem Pflaster, konnte alles verändern. Hätte sie sich in diesem Augenblick dem Lauf der Zeit nicht in den Weg gestellt, wäre diese Sinfonie niemals entstanden.“
„Der Mann, der die Zeit war, sah der Jugend tief in die Augen und wusste, dass die Sterblichkeit in ihrer Endgültigkeit nicht zu überbieten war. Und dafür beneidete er sie. Das Wissen darum, immer einen nächsten Tag zu haben, machte ihn nicht glücklicher, weil die Dringlichkeit einer Vollendung fehlte. Erschöpft zu sterben, schien ihm die Höchste Form der Vollendung.“
„Und sie? Ihre Hand zitterte unmerklich und ihre Mundwinkel zollten vor allem der Erkenntnis Respekt, dass sich das Leben offenbar einer alles überdauernden Willkür der Zeit zu unterwerfen hatte. Der Geist täuscht die Beständigkeit des eigenen Lebens nur vor, wahrscheinlich damit es gefällt, doch rechnet er nicht mit denen, die ausbrechen. Und so sah sie, dass sie selbst die Antwort war, nach der sie gesucht hatte. Sie sollte sich aufmachen zu dieser Reise, sich selbst im inneren zu verstehen.“
„Die Cinephonie Noir zeigt einen eingefrorenen Moment einer Szenerie. Dem Hörer und Zuschauer erschließt sich das Gesamtbild dieser Szene erst nach und nach“, sagt der Hamburger Komponist Felix Behrendt. „Ich stellte mich kompositorisch der Frage, wie ich eine Szenerie aus dreißig Perspektiven, dreißig kleinen musikalischen Geschichten erzählen kann. Die formale Struktur ist die einer Sinfonie. Erst Exposition, also Vorstellung der Themen, dann Durchführung, ein musikalisches Spielen mit diesen Themen und schließlich das Finale. Leitmotive bilden den roten Faden, der alles miteinander verwebt.“
Mit den Themenentwürfen und seiner Vision konnte Behrendt den Fotografen Steffen Böttcher gewinnen. Sie entwickelten gemeinsam eine Vorstellung der Bilder und Perspektiven und platzierten sie in der Hamburger Speicherstadt. Böttcher tauchte seine Aufnahmen in einen Film-noir-Look, ein Spiel mit hartem Licht und Schattenwurf. An zwei Nächten arbeitete er dort mit großem Team an den Aufnahmen zu dieser Strecke. Dabei nähert sich Böttcher der Thematik philosophisch und fragt: „Welchen Wert hätte die Zeit, wenn wir sie anhalten könnten? Liegt der Reiz nicht gerade in der Vergänglichkeit jeder Sekunde unseres Lebens?“
Schließlich finalisierte Behrendt die Jazz-Sinfonie, die die NDR Bigband mit erweitertem Instrumentarium einspielte – unter Chefredaktion von Axel Dürr und musikalischer Leitung von Geir Lysne.