29
Sep.
2010
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Im Chat mit Neunzehn72

Aus der deutschen Bloggerlandschaft ist er nicht wegzudenken – ob als Blogger, e-Book-Autor, Fotobursche, podcastender Nikonian oder Panoramen-Technik-Nerd. Und auch seine Fotokurse sind schon lange kein Geheimtipp mehr: Mein verehrter Podcast- und Bloggerkollege Patrick „Neunzehn72“ Ludolph.  Zum ersten mal getroffen hab ich ihn vor ein paar Monaten beim Hamburger Foto-Schnack. Ein Nerd wie ich – mit dem Herz am rechten Fleck. Seitdem haben wir uns mehrfach gesehen, gepodcastet und geschrieben. Als er mir eröffnete, daß es für ihn nun Zeit sei ins fotografische Profilager zu wechseln, dachte ich: „Klar – wenn es bei jemandem Sinn macht, dann bei ihm!“. Trotzdem bleiben Fragen. Aus seinem Alter macht er ja kein Geheimnis 😉 Kurz vor der vierzig noch mal durchzustarten und den Weg der Selbstständigkeit wählen, ist mutig. Wie er sich das genau vorstellt und was ihn zu diesem Schritt bewogen hat, lest ihr in meinem zweiten Teil „Im Chat mit…“

Heute: Patrick Ludolph

Paddy, Du bist seit heute Selbstständig. Was genau hat dazu geführt, daß Du nach Jahren des sicherem Angestellten-Horstes nun den steinigeren Weg gehst?

Ich habe nun über 15 Jahre im Online-Bereich auf dem Buckel und hatte dort auch wirklich ein überdurchschnittlich gutes Einkommen. Irgendwann merkte ich aber, dass andere Dinge mich viel mehr interessieren und ich dort viel mehr Leidenschaft reinstecke, wie zum Beispiel die Fotografie und Bloggerei. Nun bin ich an einem Punkt angekommen, wo ich einfach noch einmal meine volle Konzentration auf etwas anderes legen möchte und vor allem mein eigenes Ding aufbauen möchte. Hinzu kommt, dass ich diesen ganzen Businesskram ein bisschen leid bin und lieber mit dem Geld verdienen möchte wo mein Herz hängt.

Du willst also als Fotograf und Blogger Dein Geld verdienen?

Ja, genau das ist die Idee.

Welche fotografische Ausrichtung schwebt Dir denn vor?

Vielleicht sollte ich noch dazu sagen, dass Fotograf alleine nicht ganz richtig ist. Ich mache ja jetzt schon sehr viele Foto-Workshops , habe ein eBook zur Blitzfotografie geschrieben und betreibe einen kleinene T-Shirt-Shop für Fotografen Das hat ja nichts mit „Fotograf sein“ zu tun, sichert aber mein Einkommen ab und gibt mir etwas mehr Spielraum. Als Fotograf möchte ich mehr im Bereich der Panoramafotografie machen. Allerdings nicht nur Immobilien von innen aufnehmen, sondern interessante grosse Projekte umsetzen. Ich habe da auch schon etwas im Bereich der Gigapixel-Panoramen gestartet. Ausserdem möchte ich unbedingt mehr mit Menschen machen. Auf dem Gebiet muss ich noch verdammt viel lernen, aber zumindest habe ich da richtig Bock drauf.

Gab es denn irgendeinen Moment an dem Du konkret gemerkt hast, dass Du „aus- und einsteigen“ willst?

Ja, konkret war es das Feedback auf meine Workshops. Die Teilnehmer waren so voll des Lobes, dass es mir schon peinlich war. Die Bewertungen bei Google Places und Qype sehen schon fast aus wie gekauft 😉 Aber auch das persönliche Feedback war von allen Seiten super, so dass die Workshops schon fast zu einer Sucht geworden sind. Es war alles auf einmal so positiv. Das kenne ich auch aus meinem bisherigen Job gar nicht, da herrscht eher ständige Skepsis.

Sogar meine Frau meint, dass ich in den Workshops wie ausgewechselt bin und echte Entertainer-Qualitäten entwickeln würde. Das hat mich nachdenklich gestimmt und die Antwort ist ganz einfach. Es ist die Leidenschaft. Wenn ich etwas mit Leidenschaft mache, bin ich extrem gut. Ohne Leidenschaft bin ich nur mittelmäßig. So ist letzendlich die Entscheidung gefallen im Fotografie-Bereich mehr zu machen und mich vor allem als Fotograf weiterzuentwickeln.

Da hast Du absolut recht! Hattest Du Angst, daß es mit knapp vierzig nicht etwas spät ist damit anzufangen? Normalerweise hast Du mit 30 die Weichen gestellt und erntest mit 40 (sagt man)…

Nein, nicht wirklich. Ich war ja mitten in der Erntezeit und habe super Kohle verdient. Aber dann bekommt man auf einmal andere Wertvorstellungen und sowas wie Freizeit und Spass bekommen einen ganz anderen Stellenwert als Geld Karriere. Allerdings ist es ja auch kein absoluter Kaltstart, sondern mein Blog und die Workshops fangen mich zumindest finanziell soweit auf, dass ich keine Existenzängste haben muss.

Das hört sich doch gut an! Du bist ja nun Panorama Experte. Wo liegen denn da die Möglichkeiten der Monetisierung?

Es gibt genug Anwendungsfälle für Panoramen, vor allem für 360° Ansichten. Jeder, der etwas zu zeigen hat, kann die Panoramen gebrauchen. Ich habe aber auch noch einige weitere Ideen, die ich allerdings jetzt noch nicht verraten möchte 😎

aahh ok! Bin gespannt! Müssen wir denn jetzt fürchten, dass Dein Blog eine Vermarktungsmaschine wird? Wird es Veränderungen geben?

Mein Blog hatte schon immer zum Ziel auch Geld zu verdienen, daraus habe ich nie einen Hehl gemacht. Aber das funktioniert nicht, wenn ein Blog nicht authentisch ist. Hier ist ebenfalls Leidenschaft das Stichwort. Ich liebe mein Blog und schreibe gerne und viel, das bereits seit 4 Jahren. Aber ich schreibe nur, wenn es mich interessiert. Ich würde niemals eine geschönte Produktrezension schreiben nur um des Geldes wegen. Eine Ausnahme sind Trigami-Reviews, die dann aber auch gekennzeichnet sind. Ich glaube mit einer grundlegenden Veränderung in meinem Blog würde ich mir keinen Gefallen tun und die Leser vergraulen. Allerdings werde ich dort in Zukunft öfter über meine Arbeit berichten, was aber dann wieder thematisch passend sein wird.

Gibt´s hinsichtlich Deiner Selbstständigkeit ein bestimmtes Ziel was Du erreichen möchtest? Was wäre Dein gelebter Traum?

Mein Traum wäre, wenn ich nichts mehr arbeiten muss, was mir keinen Spass macht. Ich könnte auch sagen, dass ich nur noch 2 Tage pro Woche arbeiten möchte, aber das ist quatsch, denn dann greife ich in meiner Freizeit zur Kamera und der Kreis schliesst sich wieder. Auf die Arbeit selbst bezogen, wünsche ich mir einen grösseren Bekanntheitsgrad, würde gerne auch Vorträge halten und möchte, dass Kamerahersteller mich anbetteln mit ihren Kameras zu fotografieren 😉 Hört sich blöd an, drückt aber am Ende nichts anderes aus, als dass ich mir ein bisschen Ruhm und Ehre wünsche.

Was würdest Du besser machen als andere? Was stört Dich an der Fotografenlandschaft?

Mich stört gar nichts an der Fotografenlandschaft. Die Fotografen, die ich persönlich gut kenne, schätze ich alles sehr und bewundere sie für ihre Arbeit. Die machen alle einen extrem guten Job und sind Vorbilder für mich.Ich kann nicht oft genug darauf rumkauen, auch hier ist es wieder die Leidenschaft. Da ich mit vollem Einsatz und Herzen dabei bin, werde ich meinen Job als Fotograf gut machen und das überträgt sich auf die Kunden. Ich werde auch viel Lehrgeld zahlen, da mir an einigen Stellen einfach die Erfahrung fehlt, aber das zahle ich gerne. Hinzu kommt noch der Punkt, dass ich im Online-Marketing gross geworden bin und dieses Wissen für mich nutzen kann. Ich weiss was man tun muss um Kunden zu bekommen. In letzterem Punkt bin ich mir bei einigen Fotografen nicht so sicher.

Danke mein Lieber!

2 Responses

  1. Pingback : Jetzt bin ich selbstständig, was nun?

  2. zuerst einmal ein lob an den stilpiraten: ein tolles interview, was ich gern und vor allem von anfang bis ende gelesen habe. klasse … 🙂

    @ patrick: alles gute von mir auf deinem neuen weg. ich bin mir sicher, dass du eine gute wahl getroffen hast … 🙂