19
Feb.
2014
9

Ghana Tag 1

stilpirat-ghana-1Ooooch. Stelle ich die Klimaanlage aus, ist es zu warm. Stelle ich sie an, ist sie zu laut. Ich habe die Wahl zwischen zwei Übeln in meiner ersten Nacht hier in Ghana. Ich starre die Decke an und die Bilder meiner Einreise hier in Ghana ziehen noch mal an mir vorbei…
Was ich hier wolle, hat mich der Beamte in seiner tannengrünen Uniform hinter der Glasscheibe am Emigration-Desk gefragt. „Just traveling“ hatte ich geantwortet und ein kopfschüttelndes „pfff.“ geerntet. Scheint wohl doch irgendwie ungewöhnlich zu sein hier: traveling. Einfach machen sie es einem auch nicht, hier einzureisen. Da waren zunächst diverse Impfungen, die der tannengrüne Mann hinter dem Fenster nun zumindest Gelbfieber-seitig prüft. Dann war da das Visum, dass ich nur unter Angabe zweier Adressen in Ghana sowie einer persönlichen, schriftliche Einladung, wohlformuliert, mit Nennung eines inhaltlichen Rahmens, bekam. Meine Kontoauszüge der letzten drei Monate musste ich für die Beantragung des Visums ebenfalls beifügen. Einen weiteren Antrag sollte ich dann im Flieger noch mal ausfüllen, außerdem eine Zolldeklaration. Nun stehe ich hier und werde geprüft. Nach diversen Stempeln, einer weiteren Fotoaufnahme, sowie der Komplett-Scannung aller Finger und Daumen, gibt mir Mr. Tannengrün lächelnd meinen Pass zurück und ruft „Next one!“
Ich bin drin – in Ghana – und die feucht-warme Nachtluft klatscht mir um 21 Uhr Ortszeit ins Gesicht. Ich mag es immer gern – die ersten Gerüche an Flughäfen, wenn man ein fernes Land das erste Mal betritt. Ghana riecht nach Benzin, Staub und irgendwas Süßlichem. Es riecht nach Leben. Nicht unangenehm…

Da liege ich nun in meinem Hotelzimmer, 2 Uhr Nachts. Soll ich jetzt die Klimaanlage ausstellen und hoffen, dass ich die darauf folgende Hitze im Hotelzimmer auf Grund von Tiefschlaf nicht mitbekomme? Klingt nach einer gut durchdachten Dramaturgie. Ich schlafe aber nur bis 6 Uhr, als sich meine Schweissdrüsen melden. Ich bin klitschnass. Dafür ist hier im Zimmer das Rauschen des Meeres  gut zu hören – ist schön zum Aufwachen und Einschlafen. So richtig gesehen hatte ich ja gestern nichts mehr, als ich hier ankam – war schon zu dunkel. Und so mache ich mich auf den Weg zum Coco Beach – so der wohlklingende Name des vor dem Hotel liegenden Strandes. Wohklingend muss dann leider auch reichen. Links eine, aus dem Wasser schauende, Felsformation – nicht unhübsch – jedoch offensichtlich gern und oft als öffentliche Toilette genutzt (Geruchs- und Sichtprüfung). Rechts Müll, spielende Kinder und Fischerboote. Ich errege sofort die Aufmerksamkeit der Kinder und werde zugleich Mittelpunkt und Anfaßstation. Ich ziehe die Kinder-Karawane ein paar hundert Meter hinter mir her und verschwinde dann mit einem Rechtshaken in eine angrenzende Strasse aus der ein Taxifahrer ruft. Ich lasse mich von ihm in Richtung „Innenstadt“ fahren, wobei das Wort „Innenstadt“ in Accra eine andere Bedeutung hat. Accra besteht offenbar nur aus Vorstädten. Ein richtiges Zentrum scheint es nicht zu geben. Die großen Strassen sehen allesamt aus, wie Strassen in eine Stadt hinein. Doch eigentlich ist man  längst drin.

Ich bin heute mit der Lieben Minou zum Mittag verabredet. Sie ist ebenfalls gerade in Accra, doch es ist noch früh am Morgen. 4 Stunden hätte ich noch, bis wir uns treffen. Also bitte ich den Taxifahrer irgendwo in die Nähe des Treffpunkt zu fahren. Ich will mir die Stadt zu Fuß anschauen – mach ich ja immer gern – ich kriege so immer ein gutes Gefühl für eine Stadt. Und um es vorweg zu nehmen: Es war eine Scheiss-Idee! Also das mit dem Laufen! Und ein gutes Gefühl bekam ich auch nicht. Doch lasst mich diese Geschichte später an anderer Stelle zu Ende erzählen…

Ghana Tag eins. Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Sieht man aber auf den Fotos gar nicht.

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