Ghana, eine Reiseempfehlung? Der Versuch eines Fazits
Was hattest du gehofft, was ich mitbringe aus Ghana!? Was hatte ich gehofft? Schöne Geschichten aus wundervoller Natur, Geschichten von herzlichen Menschen an traumhaften Küsten? Bilder von süßen Babys mit großen Kulleraugen, die auf dem Schoß glücklicher Mütter sitzen? Tolle Elefantenbilder von Fotosafaris? Nein, Ghana ist nicht das Land, in dem sich irgendwelche selbst ernannten Krieger für Fotografen herichten und für 5 Dollar fotografieren lassen. Es gibt keine Touristendörfer, in denen sich die Einheimischen vor ihre Lehmhütten setzen und für kleines Geld auf „exotisch“ machen. Es gibt dort nichts, was du „pseudomäßig“ fotografieren kannst, um hinterher erzählen zu können, was du für tolle Abenteuer erlebt hast. Ghana ist „untouristisch“, sperrig und echt.
Ghana – ein freundliches Reiseland?
Ghana als freundliches Reiseland zu bezeichnen, ist irgendwas zwischen Wunsch und Wahrheit. Es gibt bittere Armut und Menschen, die nichts zu verlieren haben. Es gibt Ecken, für die der weiße Mann auf der Durchreise ein Idiot ist – gekommen, um sich über die Armut lustig zu machen. Es gibt viele freundliche Menschen, die mit dir lachen und trinken, es gibt aber auch jene, für die du nur ein wandelndes Portemonaie bist. Ich habe wundervolle Momente erlebt, habe mich wohlgefühlt, bin aber auch überfallen, angegriffen und mit Schlamm beworfen worden (und ja, ich weiß wie man sich in fremden Ländern verhält). Vieles habe ich nicht fotografiert… weil es nicht ging. Die Augen zu verschließen und so zu tun, als wäre alles in Ordnung, machen andere. Das ist nicht mein Ding. Ghana zu bereisen ist aufregend und entspannend zugleich, aber eines keinesfalls: langweilig. Deine Naivität solltest du allerdings zu Hause lassen – meine liegt irgendwo in Ghana. Ich habe sie dort verloren.
Von wo nach wo?
Aus meiner heutigen Sicht, ist es nicht ganz unwichtig, in welcher Region man in Ghana seinen Trip startet. Der Westen ist merklich anders drauf, als der Osten und ich würde ihn erst dann bereisen, wenn man die freundliche Volta-Region im Osten hinter sich hat. Die Mentalität der Leute in den einzelnen Regionen Ghanas unterscheidet sich doch schon merklich voneinander. Man bekommt im Osten einfach ein wenig einfühlsamer mitgeteilt, welches Tempo und welche Regeln in Ghana gelten. Den Norden habe ich aus Zeitgründen nicht geschafft, habe aber von einigen Reisenden gehört, dass man dort das ursprünglichere Ghana findet. In der Hauptstadt Accra würde ich nur so lange wie gerade nötig bleiben, um seine Reisevorbereitungen zu treffen. Die Stadt hat nicht wirklich viel zu bieten und war mir zu anstrengend.
Mit dem Mietwagen durch Ghana?
Von der Idee, das Land mit einem Mietwagen selbst zu bereisen, würde ich unbedingt Abstand nehmen. Es soll eine Menge fieser Unfälle geben, was mich nicht wirklich wundert bei den Straßen, dem Zustand der Autos und der Fahrerei dort. Außerdem können Mietwagen durchaus teurer sein, als ein Auto inkl. Fahrer. Verkehrsregeln werden gern auch mal mit kryptischen Handbewegungen ausgesetzt. Wir sind oft von der Polizei kontrolliert worden und wurden mit hanebüchenen und sehr willkürlichen Vorschriften konfrontiert – etwa der eines notwendigen, zweiten Warndreiecks im Auto. Auch wurde unserem treuen Fahrer Kofi der Führerschein grundlos bei einer Kontrolle eingezogen. Kofi wusste derlei Situationen mit guter Laune und kleinen Geldbeträgen unter der Hand gut zu bestehen, doch ist solches Gebaren für uns Europäer zunächst etwas befremdlich und nicht immer nachvollziehbar. Man sollte in diesen Situationen jedoch auf gar keinen Fall die „Prinzipien-“ und „ich bin im Recht-“ Karte aus der Brusttasche holen, sondern brav mitspielen und lächeln. Die weitaus bessere Alternative zu einem Mietwagen ist also, sich einen Fahrer mit Auto zu besorgen. Auch das ist nach unseren Maßstäben bezahlbar und in vielerlei Hinsicht wesentlich effektiver. Kofi führte oft und gern die Verhandlungen bei Geschäften und gab uns zudem jede Menge hilfreiche Tipps. Ich habe mittlerweile einige Telefonnummern vertrauenswürdiger Fahrer in Ghana, die ich im Bedarfsfall gern weitergebe.
Tiere:
Ich habe eine Schlange gesehen, zwei dutzend liebe Affen und ein paar Krokodile. Sonstige Raubtiere, gefährliche Spinnen oder andere freilaufende Gefährlichkeiten, sind hier nicht sehr verbreitet. Wahrscheinlich sind die Moskitos hier die gefährlichsten Tiere, weil sie die hier wirklich sehr verbreitete Malaria übertragen. Malaria Prophylaxe-Tabletten sind hier also durchaus sinnvoll und ohne Gelbfieberimpfung kommt man gar nicht ins Land. Kleinere Echsen sind dagegen überall reichlich vorhanden und man sollte keine Probleme damit haben, sich mit ihnen das Zimmer zu teilen. 🙂
Aus Ghana bloggen?
Ghanas Telefonnetz ist ganz gut aufgestellt. Ich hatte mir gleich bei meiner Ankunft in Ghana eine Prepaid-SIM Karte in einem Telefongeschäft besorgt. Für umgerechnet 30€ hatte ich damit in den 3 Wochen meines Aufenthalts hier eine bequeme Telefon- und Internet-Flatrate. UMTS ist zwar nicht in jeder Region vorhanden, aber jede größere Stadt bietet hier ein halbwegs schnelles 3G.
Reiseführer:
Wer sich nach Ghana aufmachen will, dem möchte ich diesen Reiseführer empfehlen. Er ist ist sehr ausführlich und gut geschrieben. Vor allem die Hotel-Tipps waren Gold wert!
Fazit, hm.
Ghana hat einen spröden, morbiden Charme, ist sehr farbenprächtig, mitunter sehr laut und staubig. Man findet hier durchaus reizvolle Natur, entlegene Regenwälder und wundervolle Strände. Diese werden allerdings oft als Müllhalde und Bedürfnisanstalt genutzt. Die Temperaturen sind ganzjährig auf hohem Niveau – es wechseln lediglich Trocken- und Regenzeit. Ghana ist für Backpacker und kleine Abenteurer sicher interessant, von einem Familienurlaub würde ich allerdings abraten. Man sollte etwas „handfester“ unterwegs sein und hinnehmen können, dass man auch mal auf die üblichen Hygienestandards verzichtet. Nicht überall fliesst Wasser aus den Hähnen und Strom kann auch mal gern über Stunden ausfallen. Auch beim Essen darf man nicht pingelig sein. Wir waren teilweise Stunden unterwegs, weil wir nichts Essbares auftreiben konnten und als wir dann etwas aufgetrieben hatten, warteten wir über 2h darauf – und das obwohl wir die einzigen Kunden waren. Ghana zwingt dich durchaus in die Defensive und drückt dir seine Maßstäbe, Werte und Abläufe auf. Diese Erfahrung tat mir gut und ich möchte sie nicht missen. Ein afrikanisches Sprichwort sagt: „Ihr habt die Uhren, wir haben die Zeit.“ Nichts würde ich mehr unterschreiben als das.
Und nun?
Ich habe euch noch nicht alle Geschichten erzählt und mir noch einige Bilder aufgehoben, denn natürlich wird es eine „Logbuch Ghana“ geben. Diesmal wird es zusätzlich zum Bildband noch einen kleinen Film geben, denn Valentin hat mich zwei Wochen lang mit der Kamera begleitet und jede Menge Material gedreht. Ich will noch nicht zu viel versprechen, aber das kann echt Bombe werden!
Bis Mai sollten wir damit durch sein. Ich freu mich! Stay tuned!