Emily aus New York
Ich fuhr mit der U-Bahn zur 23. Strasse und ging zu diesem Stunden-Büro, in dem ich bereits Fredau einige Tage zuvor fotografiert hatte. Den Raum hatte ich über „Breather“ gefunden – winzig klein und dunkel, aber immerhin sauber und gut gelegen. Das Büro hatte insgesamt drei Räume und man konnte sie stundenweise mieten – alles „open spaces“. Man konnte aus dem Fenster klettern und auf dem Dach herumlaufen… Im Raum nebenan wurde heftig diskutiert und direkt vor der Tür telefonierte jemand lautstark. In mir wollte – ob des Trubels rings um mich – keine so richtige Stimmung aufkommen. Emily kümmerte das wenig. Sie war eine dieser typischen amerikanischen Mädchen vom Lande, deren Wortschaft vornehmlich aus „awsome“ besteht und die so unfassbar Grundpositiv gestimmt sind, dass sie dich damit innerhalb kürzester Zeit anstecken. Sie erzählte mir, dass sie gerade von einem Shoot käme, für den sie als „Spare“ vorgesehen war – also als Ersatz… und sie erzählte mir mit strahlenden Augen, wie sie verschlafen morgens um 5 Uhr ans Set kam und „…and Peter „fucking“ Lindbergh was there…awsome“.
Ihr „awsome“ hatte irgendwie eine eigene Melodie und ich dachte darüber nach, wie unsexy sich im Vergleich unser deutscher „krass“-Pendant anhört…
Emily stellte ihr iPhone auf diese Bose-Soundstation im Raum und ich vergaß den Trubel…