Die Ästhetik der Fehler
Wer den Feininger (Affiliate-Link) mal unterm Kopfkissen liegen hatte weiss, dass… „Die Tatsache, daß eine im konventinellen Sinn technisch fehlerhafte Photographie, gefühlsmäßig wirksamer sein kann, als ein technisch fehlerloses Bild. Es wird auf jene schockierend wirken, die naiv genug sind, zu glauben, daß technische Perfektion den wahren Wert eines Photos ausmacht.“
Ich kann fehlerhaften Fotografien ne Menge abgewinnen. Ich entdecke in ihnen mehr Wahrheit und Einmaligkeit, als in – bis zum Excess austarierten, hypercleanen – Fotos. Ich reibe mich gern an etwas und manchmal hab ich das Gefühl, ein von „Unfällen“ durchsiebtes Foto, diskutiert mit mir über Sinn und Unsinn. Zumindest lässt es „mit sich reden“.
Wahrscheinlich stehe ich auch deshalb so auf analoge Fotografie. Sie gibt dem Foto eine weitaus größere Chance auf Fehler, als die Digitalfotografie. Diese erlaubt einem Fotos gerade mal den Weg vom Sensor zur Speichereinheit. Das Foto bekommt irgendwie keine Chance zu „atmen“. Ich gebe zu, das ist fast schon philosophischer Unsinn, doch spannend finde ich den Gedanken irgendwie doch.
Ich hab im vergangenen Jahr ein paar skurrile Fotos gemacht, die ich mir immer mal wieder ansehe. Ich glaub, ich sammle in Zukunft mal etwas aufmerksamer meine Unfälle und stelle mir mal meinen eigenen „Fehler-Bildband“ zusammen…
Pingback : Die Ästhetik der Fehler – eine Antwort | Jeriko
Mach den Bildband, ich liebe Film- und Entwicklungsfehler. Weil ich das unkonrtollierbare liebe.
Und nein, nicht weil es ein „Hype“ ist wie immer viel in der digitalen Welt behauptet wird. Die die analog fotografieren nur weil es gerade hip ist geben es meistens auch nach den ersten zwei Rollen wieder auf.
[…] Fehler sind menschlich und damit natürlich. Der Stilpirat hat ein paar Zeilen über die Ästhetik der Fehler geschrieben, mit analogen Beispielen. Andere hocken aber lieber vor der “digitalen Dunkelkammer” als in der echten […]
http://steven.at/2011/11/flare-analoge-effekte-fur-digitale-fotos/
Lange Reden, kurzes Beispiel
http://www.flickr.com/photos/geopirat/6165587428/
der StilPirat hat Recht.
Schöne Grüße aus Nochthessen,
Carsten
Ein richtig heftiges „Fehler-PlugIn“ könnte NIK gut stehen. Non-Reversible „Zerstörung“ des digitalen Negativs. Besser noch per Random in die Firmware der Kam! Das könnte zur Entspannung führen 😉
Ich finde den Artikel gut und verstehe, was Du sagen willst.
Ich glaube, dass die analoge Fotografie eine konsequente Weiterentwicklung seiner Ausrucksweise ist. Aber im Moment natürlich auch ein Hype (ist ja nicht schlimm.. aber ist einer).
Aber das digitale Bilder langweilig sind (eher bezogen auf einige Kommentare) ist Quatsch. Es ist im Prinzip einfach anders. Mehr. Mehr Quantität. Aber nicht weniger künstlerisch und auch nicht weniger organisch. Es kommt halt auf den Stil an. Früher war digitale Fotografie anders. Es verdreht sich gerade.
Die Binsenweisheit: Wer analog fotografiert, MUSS fotografieren können, kann sich weniger Fehler erlauben (es sei denn, das Geld spielt keine Rolex). Der Digitalfotograf kann das Trial & Error Spiel ohne weiteren monetären Einsatz spielen und auch was gutes schaffen. Nur mit mehr Ausschuss.
Aber ein Bild nur toll zu finden, weil es analog geschossen und entwickelt ist, ist im Moment die Tendenz. Auch in diesem Bereich gibt es großen Schrott.
Ich muss aber auch zugeben, dass mich die geringe Schärfentiefe bei der Großformatfotografie schon manches Mal sehr beeindruckt hat und extrem gut gefällt.
Fazit: Pauschalisierung ist natürlich Quatsch. Einige Deiner Bilder, die die Realität nicht korrekt abbilden, weil der Film zu alt oder die Kamera nen Leck hat, gefallen mir sehr sehr gut. Das zweite, auf dem Du selbst zu sehen bist ist’n Kracher. Andere kicken mich trotzdem nicht sehr.
Aber da man nicht 100 davon hat, sondern eins, gibt es zu jedem auch eine Geschichte. Und damit hat es einen größeren persönlichen Wert.
Fazit 2: Digital fotografieren, aber mehr überlegen, weniger Bilder machen und seine digitale Arbeit entschleunigen macht auch Spaß (und ist vielleicht eine Vorstufe zum Analogen 😉 ).
***nur eine Meinung***
M.
Da es ja irgendwie immer im Sinne des Betrachters liegt, gibt es vielleicht gar keine fehlerhaften Bilder?
Toller Beitrag und – ob nun fehlerhaft oder nicht – sehr ansehnliche Bilder.
Perfekt ist langweilig!
Trag mich mit in die Liste ein für die, die informiert werden wollen, wenn’s das Buch zu kaufen gibt 😉
Lieben Gruß, maike
wurde beim bilder betrachten daran erinnert, dass viele heute im digitalen genau das veruschen zu erreichen, was dir per zufall gelungen ist! sag bescheid wenn das buch bei amazon zu kaufen gibt ; )
Vor allem in der Naturfotografie finde ich zu perfekte Bilder nicht selten langweilig. Da fehlt mir oft der Raum für Fantasie u. sie lassen mich einfach kalt. Deine hier gezeigten Bilder sind märchenhaft u. verzaubern mich. Mein Lieblingsbild ist natürlich Nr. 4 😉
Alle Bilder sind, wie Du schon richtig bemerkt hast, auf ihre Art, sehenswert. Und ich finde sie sehr philosophisch. Selten, dass ich mir Bilder so lange anschaue; in Jedem gab es eine Geschichte. Mag es nun „am Atem liegen“ oder der Entschleunigung der analogen Fotografie, an Fehlern oder technisch sauberen Bildern, analoge Bilder üben gerade dadurch ihren Reiz aus. Sie heben sich von der digitalen Fotografie ab und lassen Bild einfach Bild sein. Kein stundenlanges herum hantieren in Lightroom, allenfalls eine Belichtungsreihe am Vergrößerer oder nochmal anderes Papier.
Damit könntest du dich locker bei der Leipziger HGB bewerben und mit Kusshand wirst du da genommen… 🙂
Ist das nicht auch der Grund, warum Hipstas & Co so beliebt sind? Viele Effekte der Apps verleihen Fotos auch den Charme des Unperfekten. Ich mag das.
Das Zitat der großen Fotolehre gefällt mir 🙂 Als philosophischen Unsinn würde ich deine Gedanken überhaupt nicht betrachten. Die Frage ist, ob es wirklich fehlerhafte Bilder in diesem Sinne sind, oder nicht doch ein Stück mehr Kunst und Tiefsinn. Also: Kunst-Bildband! 🙂
Daher hat Lomo derzeit so viel Zulauf.
Ich besitze mittlerweile eine Diana F+ und eine LCA-A. Macht Spaß.
Man kann halt nicht nur aus Fehlern lernen … manche sind eben auch noch „künstlerisch wertvoll“ 🙂
Bin ebenfalls sehr angetan von Bild 4 und 6 … Sahnehäubchen mit Stern!
Die erwecken beim mir den Eindruck als ob hier zwei Welten verschmelzen (irgendwie Parallelwelt).
Die „Fehlerbilder“ sind alle samt ziemlich großartig, vor allem die Doppelbelichtung mit der Frau vor dem Wald! Aber auch die Pferdewiese ist richtig schön. 🙂
Auch wenn irgendwie komisch klingt, deinen Satz „das das Foto keinen Platz zum Atmen hat in der digital Fotografie“ kann ich nur unterschreiben. 🙂
Das sind wahre Worte. Denn oft sind gerade in den verkorksten Fotos echte Schätze verborgen. Es gibt eben keine Grenze wo Gut aufhört und Schlecht anfägt. Bild Nr. 4 ist übrigens das absolute Hammerbild. Trotz „Fehler“, wenn man es so nennen mag passt alles zusammen und die Stimmung einmalig.
Ich stimme dir voll und ganz zu, viele „fehlerhafte“ Bilder haben viel mehr Reiz. Ich finde das letzte Bild umwerfend und das vorvorletzte scheint aus einer längst vergangenen Zeit zu stammen.. Super!
Hi, ein sehr schöner Beitrag.
Ich sehe das genauso wie du. Perfekte Bilder sind schön und es macht Freude sie anzuschauen. Doch das wars dann auch irgendwie.
Über Bilder mit Fehlern oder Macken (ob gewollt oder nicht) macht man sich schon eher Gedanken. Als Macher dieser Bilder und auch als Betrachter. Denn es kommen die Fragen auf, was ist hier passiert? Warum? Was will der Fotograf damit aussagen? …
Es muss aber keineswegs eine Analoge Kamera sein um solche „ungewollten“ Ergbnisse zu erzielen.
Ich kann dir da nur zu stimmen. Das ‚Fehlerhafte‘ des Analogen lädt zum entdecken ein.