1
Apr
2011
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Das Ding mit den Freundschaftsdeals

In dem wirklich sehr interessanten Interview, welches Paul Ripke neulich gegeben hat, fiel eine Bemerkung, die ich mit rotem Stift unterstreichen möchte. Es ging dabei um Deals mit Klienten, die einem Gold und Silber versprechen, wenn man – wie formuliere ich es richtig… „…mit ihnen gemeinsam wächst.“ Angebote dieser Art bekomme ich seit 15 Jahren. Irgend jemand – sei es Firma oder Künstler – befindet sich in der Startup-Phase und benötigt eine Website, oder ein Logo oder Fotos… egal.  Mir als Dienstleistenden wird dann jedes mal das glückselige Heil versprochen, wenn es dann „läuft“. Da fallen die immer gleichen Sätze: „Wenn wir erfolgreich sind – und davon kannst du ausgehen – wirst Du soviel zu tun haben, daß du dir wünschst, den Deal nie mit uns gemacht zu haben *zwinkerzwinker*“

In der Anfangsphase ist man naiv genug zu glauben, dass das dann genau so abläuft. Doch leider ist genau das Gegenteil der Fall. Die, die es wirklich schaffen, nehmen sich anschliessend ein sauteures Grafik-Büro oder einen andern sauteuren Fotografen…  Du wirst ihnen dann nicht mehr genügen „… denn was nichts kostet ist auch nix…“
Ich kenne allerdings auch genug Fälle, wo diese Firmen, die Freelancer-Welt so lange ausplündern, bis es sich herumgesprochen hat und sie dann für 15€ irgend einen würdelosen Anfänger nehmen. Und die, die es nicht schaffen, kommen das nächste mal mit neuer Idee und dem selben Spruch um die Ecke. Du wirst sie nicht los!

Ich kann Euch jetzt mal was verraten und schäme mich nicht dafür: Ich bin auf diese Deals schon ein Dutzend mal hereingefallen und bis heute ist nicht ein einziger Deal in Phase 2 getreten. Kundenseitig schon – dienstleistungsseitig nicht!

Wenn Ihr Bock drauf habt und ihr das Gefühl habt, es bringt Euch weiter (im Sinne von persönlicher Entwicklung), macht es! Ansonsten: Tse! Ihr macht Euch fertig und verpulvert Energie, Ideen und Zeit. Dinge, die nur einem was nützen: Dem nämlich, dem ihr sie gebt. Ihr werdet ausser vertaner Zeit nichts davon haben und eins merkt Euch: „Schnäppchenjäger tauschen sich mit Schnäppchenjägern aus!“ So was spricht sich rum.

Ich hab mir hier im Büro – weil ich immer wieder auf solche „vielversprechenden“ Deals hereingefallen bin – einen Satz ausgedruckt und neben meinen Monitor geklebt. Und seitdem der Zettel da hängt, haben sich meine Zahlen kontinuierlich verbessert:

„Das ist ein Tag meines Lebens – den kann ich doch nicht verschenken?!“

30 Responses

  1. Es ist so war und ich habe eine Menge solcher Dinge wahrgenommen und ich kann nur sagen es hat sich nicht gelohnt auch wenn ich glaube dass dies ein Teil des Lernprozesses ist … kleine Anmerkung ich stöbere so durch deinen Blog und leider funzen die ganzen Bilder Links auf den letzten Seiten / eigentlich deine ersten Seiten nicht LG

      1. Andreas W.

        Oh doch – *Mann* liest wirklich noch so weit nach hinten…ich wühle mich grad kontinuierlich von gaaaaanz hinten nach ganz vorn und bin schon bei 2011 🙂
        Total spannend diese Lesereise über so viele Jahre. Ganz toll, lehrreich, erquicklich – Danke dafür 🙂

  2. Das Kann ich dir genau so unterschreiben. Auch ich habe diese Erfhrungen gemacht und es bringt nichts ausser Enttäuschung. Dein Sat ist sehr gut !!!

    Gruss Alex

  3. Du schreibst vielen anscheinend aus der Seele.
    Deinen Spruch „Das ist ein Tag meines Lebens – den kann ich doch nicht verschenken?!“ ist wirklich genial. Kann ich den mieten? Noch besser: ich schlage dir einen Deal vor und bringe dich nebenbei noch größer raus…. 😉
    Wir hatten das auch schon – wir befinden uns gerade im Aufbau . nicht Hobby aber leben kann man auch noch nicht von. Das möchten andere gerne mal ausnutzen. Hier meine Geschichte dazu. Ich habe bei einem Straßenfest fotografiert, ein netter Typ kommt auf einen zu, typische Frage: „Bist du Profi?“. Üblicher smaltalk. Ergebnis: Er sucht Fotografen, würde bereits mit namhaften Firmen der Region zusammenarbeiten. Bla,bla, bla….. man könnte ja mal ins Geschäft kommen.
    Drei Tage später ein Anruf. Gleicher Typ. „Wir wollten doch ins Geschäft kommen.“ Der Typ wollte im Gespräch ein wenig Druck aufbauen. Es wäre unsere große Chance, er baue ein Netzwerk auf und innerhalb von 30 Km wären wir die einzigen fotografen (bei der mobilität in der heutigen Zeit sehr verlockend). Aha…dann will er wohl ne Gegenleistung…Direkt drauf angesprochen druckst der noch rum…Ende der Geschichte: Er wollte 90 Euro, damit er uns in seine“Kartei“ aufnimmt. Ich habe ihm „LEIDER“ 10 Minuten geschenkt. Aber eine Menge gelernt!

  4. Moin Steffen,

    das unterschreibe ich dir ebenfalls in Gänze… ich musste beim lesen sogar etwas schmunzeln, obwohl es wahrlich nichts zum schmunzeln gäbe. Es lief und läuft exakt so wie du es beschreibst… gestern – heute – morgen. Wer als Freelancer sein Geld verdienen möchte oder muss, kennt das (leider).
    … und ja – so als Tipp – nehmt ein „angemessenes“ Honorar und packt noch einen Batzen drauf. Das „was nix kost‘, is nix“ hat schon was.

  5. Pingback : Links der Woche – KW13 » Nikonierer

  6. Das scheint so zu sein, dass einige Leute vergessen, mit wem sie im Boot saßen, als es losging und plötzlich standen sie alleine auf dem Promenadendeck. 😉

  7. Beginnt doch im Kleinen schon: Man tut jemanden einen Gefallen, macht ein paar Aufnahmen, beide Seiten haben etwas davon (der eine bekommt Fotos, der andere, ich der Amateur, kann alles mögliche ausprobieren), spricht sich herum, plötzlich kommen andere daher, wollen natürlich alles umsonst haben und stellen dann auch noch Ansprüche und Forderungen und sind dann stinkig, wenn man wenigstens einen Kaffee als Aufwandsentschädigung haben will. Bin zweimal darauf reingefallen, habs dann irgendwann aufgegeben. Mach nur noch was für Leute, die ich gut kenne.
    Cooler Spruch übrigens, weil auch so wahr.

  8. Weil’s einfach so schön passt: http://www.youtube.com/watch?v=R2a8TRSgzZY

    Ansonsten entspricht das genau meiner Meinung und genau meiner Erfahrung. Ich suche mir allerdings sehr genau aus, bei manchen dieser „Fälle“ preislich entgegen zu kommen, wenn ich der Meinung bin, dass das Projekt a. Spaß machen wird und ich b. auf anderen Projekten genug abrechne, um das zu „finanzieren“.

    Genauso, wie ich das auch mit Aufträgen pro-bono mache…

  9. Markus

    Danke Steffen,

    für´s Spiegel Vorhalten!!!
    Ich bin auch ein Kandidat der gerne hilft. Ich hab den Spruch auch gleich aufgehängt, allerdings mit korrekter Fußnote ;-))

    LG Markus

  10. ‚Was nichts kostet, taugt nichts!‘

    Wer sich Dinge leistet, die unter Wert gehandelt werden, riskiert, dass Menschen, die diese Dinge herstellen auch unter Wert behandelt werden!

  11. Leider kein Aprilscherz. Ich habe es anfangs nicht glauben wollen – aber leider ist es wirklich so, dass man mit sowas nur auf die Nase fliegt. Wie bereits bei clientsfromhell.net wunderbar umschrieben: „if you price yourself like dirt, you’ll be treated like it“.

  12. Gerade bei Fotografen und kreativen Berufen scheint das eine Unsitte zu sein.

    Kein Mensch würde auf die Idee kommen in ein Restaurant zu gehen und zu sagen man sei ein Startup und könne leider nix zahlen, aber wenn der Laden dann läuft kommt man natürlich jeden Tag zum Mittagessen, gegen Bezahlung versteht sich.

  13. Dein Zitat gefällt mir extremst gut. Das ist sowas von wahr.

    Ich werd mir das hier auch auf den Monitor kleben: “Das ist ein Tag meines Lebens – den kann ich doch nicht verschenken?!”

    Danke dafür.

    Grüße
    Ivan

  14. Ich bin in einem anderen Segment Medien-Branche selbstständig tätig und habe auch ständig diese Anfragen/Angebote. Ich versuche mir immer vor Augen zu halten, dass „gute Arbeit gutes Geld“ kostet..

    schöner Artikel!

  15. Wie wahr! Wie wahr! Schöner Artikel!
    Leider wird man als Designer/Fotograf/Kreativer… oft genug nicht richtig wertgeschätzt.
    Aber ich glaube den Satz sollte ich mir auch mal ausdrucken und aufhängen!

  16. Steffen, vielen Dank für den geilen Beitrag. Ich hab mich dummerweise wieder erkannt. Den Satz hab ich gerade ausgedruckt und neben meinen Computer geklebt. Dazu noch ne Version für meine Wohnung.

  17. Ich kenne solche „Deals“ sowohl aus persönlicher Erfahrung (leider sogar zur Genüge) und aus Erzählungen von ebenfalls selbständigen Freunden.

    “Das ist ein Tag meines Lebens – den kann ich doch nicht verschenken?!”

    Dieser Satz bringt es auf den Punkt!

    Lg
    Jan

  18. Frank F.

    Ja Kollege Steffen, im großen und ganzen stimmt das leider aber wir sollten trotz allem nicht ausschließen, dass es schon noch ehrliche und zuverlässige Menschen gibt, die ihre Versprechen halten und zu dem stehen, was sie sagen, auch wenn man „die“ zugegebener Weise nicht mehr all zu häufig antrifft.

  19. Zu wahr. Ist halt das Problem mit kreativen Berufen wo die Leute ja schon „Spaß an der Arbeit“ haben und deshalb froh sein dürfen überhaupt Geld zu kriegen. Im Zweifelsfall kann es die Nichte des Freundes ja sowieso besser. Aber egal, solange es Hobbyisten gibt die es nur nebenbei machen, wird es immer Menschen geben die es für „billiger“ machen.

  20. Da kann ich dir nur recht geben. Investiert die Zeit in Sachen die euch was persönlich bringen. Halbe Versprechen hab ich auch schon unendlich oft erlebt.

    Abwegen und dann die richtige Entscheidung treffen! 🙂

  21. Eine Möglichkeit, diese Schnorrer loszuwerden ist, deren Dienstleistung ebenfalls für lau einzufordern. Oft kommt dann der Aufschrei „Warum sollten wir sowas machen?!“. Manchmal hat man Glück und sie erkennen selbst, was eigentlich gemeint war.