26
Jan
2011
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I like Fehler

Auf dem Workshop in der letzten Woche, gab es so einen kleinen Dialog zwischen einem Teilnehmer und mir darüber, daß auch ich  – öfter als mir lieb ist – Fehler beim Shooting mache. Er war ganz beruhigt darüber und ich stellte mir die Frage, welches Bild ich eigentlich von mir vermittle. Unfehlbarkeit? Zugegeben man tut sich schwer, mit der eigenen Fehlerquote auf dem T-Shirt durch die Stadt zu laufen. Doch würde gerade das, nicht mit dem Präsentieren der eigenen Fähigkeit von Reflexion und Erkenntnis einhergehen? Ich bin dem eigenen Habitus zumindest insofern gewachsen, als das ich mir meine Fehler nicht nur eingestehe, sondern sie auch regelmäßig analysiere. Und für mich liegt genau da die große Kunst sich vor´m  Versagen zu schützen: Analyse!

Ich bin ein wahninnig impulsiver aber auch leidenschaftlicher Charakter. Das führt relativ regelmäßig zu vorschnellen Entscheidungen, in deren Folge sich eine Kette von Dingen lösen, die mir nicht gut tun. Fehleinschätzungen sind Fehler die sich verselbstständigen und die man plötzlich nicht mehr kontrollieren kann.  Man kann dem eigenen Versagen beim Wachsen zuschauen und gibt sich selbst hilflos aus der Hand. Was lern ich daraus? Egal wie gut sich eine Sache anfühlt: erst mal drüber schlafen – und zwar nicht nur eine Nacht (allerdings denke ich über Dinge, die sich erstmal schlecht anfühlen nicht länger nach 😉 ).

Ein Shooting an dem viel Geld hängt, übt für alle Beteiligten immensen Druck aus. Es gibt Fotografen, die bringen ihre Ideen vor großen Shootings mit Stift auf Papier. Grossartig! Ich bin da viel zu unruhig für. Ich gehe lieber los und mach ein Probe-Shooting. Der Vorteil dabei ist: Ich hab es dadurch in der Hand, wann ich Fehler mache. Die Chance auf einem gut vorbereiteten Shooting zu versagen und nur „Grütze“ zu produzieren ist gering. Ich kann mich komplett auf die Arbeit konzentrieren und meine Selbstsicherheit steckt den Rest der Mannschaft an.

Den größten Fehler den man machen kann, ist ein falsches Bild von sich zu zeichnen. Jeder, der sich daran mal versucht hat, weiss wie bescheuert und durchsichtig das ist.  Oder wie Sahrah Dingens es formulierte: „Dann bin ich eben Asi aber ich bleib mir dabei treu!“ (wobei es in diesem speziellen Falle sogar recht deutlich an Reflexion mangelt). Beim Vorspielen falscher Tatsachen wist Du irgendwann – und die Frage ist nicht ob sondern nur wann – versagen.

Fehler sind keineswegs meine Feinde. Sie sind die kleinen Helferlein, die mich vor dem Versagen schützen. Sie holen mich oft und gern auf den Boden der Tatsachen zurück und wecken den Kampfgeist meiner Couch-Potato-Seite.
Freuen wir uns doch einfach über sie – eine bessere Reflexion des eigenen Handelns kriegt man so deutlich nicht überall präsentiert.

13 Responses

  1. Ja, da bin ich der selben Ansicht:
    Fehler sind für mich eine wichtige Inspirationsquelle: Zum Beispiel auch Worte oder Satzfetzen, die ich irgendwo aufschnappe. Oft ist mir dabei klar, dass ich etwas falsch verstanden habe, aber ich frage mich dann gerne: Was wäre, wenn es doch genau so wäre.
    Mathias Will

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  3. @André

    Wirklich nie wieder? Das wäre schade, wo dann bleibt die Spontanität, die so manches gute Portrait ausmacht?

  4. Ich habe vor 2 Wochen das erste mal ein Bildkonzept erstellt. Das Moodboard dazu war unerlässlich. Es ging bei dem Projekt darum, dass einige Leute ein genaues Bild vom Gewünschten bekommen sollten. Ich werde diese Praxis aber beibehalten. Ich habe viel mehr darüber nachgedacht und konnte alles bis aufs letzte nötige Bild eingrenzen. Sicherlich ist das bei einer Reportage nicht unbedingt möglich, aber Portraits und ähnliches werden nie wieder anders produziert.

  5. Good posting Steffen!
    Seine Fehler einzugestehen ist ein Zeichen der Stärke, an seinen Fehlern zu arbeiten, ein Zeichen, dass man Kritik ernst nimmt.

    … und ja, manchmal vermittelst du das Bild der Unfehlbarkeit. 😉

  6. Anton

    Fehler zu machen ist Menschlich, und wie du schon schreibst passieren sie jedem – auch einem Profi!
    Sich selbst Fehler ein zu gestehen ist aber eine Fähigkeit, die nur sehr wenige Fotografen zu besitzen scheinen, besonders wenn es darum geht diese Fehler vor anderen zu zugeben.
    Viel häufiger trifft man grenzenlose Selbstüberschätzung und nahezu wahnhaften Zwang auf alles ein zu schlagen, was diese Selbstüberschätzung in Frage stellt.
    Ich frage mich, wie man mit solchen Menschen umgehen soll? Gesteht man Fehler öffentlich ein, wird man von diesen Leuten niedergetrampelt. Nicht immer hat man die Größe oder die Macht einfach mal drüber zu stehen.
    Ich denke, dass du in deinen frühen Zeiten auch damit zu kämpfen hattest, und mich würde doch sehr interessieren wie du damit fertig geworden bist?

  7. Ich stimme meinen Vorrednern zu, sehr guter Artikel!
    Anhand der gemachten Fehler kann man sich weiter entwickeln, von daher ist es völlig ok das sie passieren.

    LG Heiko

  8. ich sag mir immer „fehler sind dazu da gemacht zu werden. wichtig ist, dass man aus ihnen lernt.“

    schöner artikel. sehe ich mich drin wieder.

  9. Sehr schöner Artikel!

    Fehler macht wohl jeder mal! Fehler begleiten einen Menschen sein Leben lang!

    Die Kunst allerdings besteht wohl darin, diese Fehler zu erkennen, zu analysieren, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Dann kann man Fehler auch als „seinen Freund“ annehmen.

    LG, heinka

  10. Wenn Du auf einem Workshop vermeitlich Fehler machst: wer entscheidet denn, ob das wirklich ein Fehler war? Wenn Du im Photoshop ein bestimmtes Ergebnis erzielen möchtest, gibt es auch meistens mehrere Wege, aber welcher ist der richtige?
    Wichtig ist doch, dass man sein Ziel erreicht und da gibt es eben verschiedene Möglichkeiten. Von „falsch fotografieren“ würde ich da nicht unbedingt sprechen.

  11. Mal ganz ehrlich, wo wären wir denn ohne Fehler? Fehler entstehen doch auch durch das Ausprobieren von etwas Neuem, was unseren Erfahrungsschatz erweitert. Jeder von uns macht Fehler, das ist so. Punkt.

  12. Schöner Artikel. Ich denke, Bodenständigkeit und Ehrlichkeit machen langfristig einfach auch glücklicher. Ich kenne niemanden, der keine Fehler. Das ist halt so. Und durch solche Artikel machst du einen echt normalen und sympathischen Eindruck, aber auf keinen Fall vermittelst du Unfehlbarkeit. Das spricht echt für dich.

    Ach ja, apropos Fehler, Duden sagt, Reflektion schriebt man Reflexion 😉

    Grüße
    Ivan