Weck den Rebell in dir!
Der Auftrag ist in der Tasche, das Briefing liegt ausgedruckt auf dem Schreibtisch und der Kunde ist guter Dinge noch in dieser Woche den ersten Entwurf des neuen Firmenlogos zu bekommen.
Und ich? Starre geradeaus und hab nichts als Leere im Hirn und keine Idee!
Traditionell beginne ich mit dem immergleichen Fehler: Ich arbeite das Briefing zum gefühlten fünfzigsten Mal durch und versuche exakt das zu gestalten was der Kunde mir hier so schön diktiert hat. FA-HALSCH!
Denn spätestens bei der Präsentation schaue ich dann wieder in die langen Gesichter, die sagen – „Schön – genau nach Briefing – aber von Ihnen hatten wir was Anderes erwartet!“. Und ich frage mich an diesem Punkt wieder, warum ich nicht von Anbeginn meiner Karriere 08/15 Logos gestaltet habe? Ich wär so schnell am Ziel!
Vielleicht wäre ich aber auch gar nicht bis hierher gekommen, denn 08/15 Logos von der Stange gibt´s entweder von großen Agenturen die einen Kleinwagen als Gegenwert dafür haben wollen oder von ambitionierten Junggrafikern, (deren Ergebnis eben so meisterlich ausfällt, denen jedoch die Reputation fehlt und die dann dafür eine warme Mahlzeit als Gegenwert erhalten). Der Kunde merkt den Unterschied letztlich im Geldbeutel und am gefühlten eigenen Ego – am Ergebnis leider weniger.
Ok zurück zu mir und meinem Problem! Ich habe also irgendwie geschafft, daß mich Kunden nach meinem „Stift“ aussuchen, was bedeutet das ich offenbar eine eigene Stilistik entwickelt habe. Jetzt muß ich sie nur noch aufwecken, wachrütteln, anschreien – also irgendwie machen, daß sie mir gehorcht! Jetzt! Es ist Montag morgen! Ich will nicht wieder tagelang ins Leere arbeiten! Was tun? In den letzten Jahren habe ich mir eine gewisse Arbeitsweise angeeignet die letztlich immer zum Ziel führt – einem glücklichen Kunden, der möglichst mit voller Wucht schnell und guten Gewissens die Kohle überweist!
Mein kleines Regelwerk sieht an diesem Punkt vor:
1. Briefing in die Tonne
Kunden haben ein gewisses Bild im Kopf wie ihr Logo auszusehen hat. Leider fehlt ihnen bei diesem Bild in der Regel der Horizont (nicht böse gemeint)!
Ich bin kein guter Aktienhändler, weil ich mich mit dieser Materie zu wenig auseinandersetze. Der Kunde ist kein guter Gestalter und deshalb ein besserer Aktienhändler!
Ich gehe auf Farbvorlieben ein und habe das Briefing grob im Hinterkopf – mehr nicht!
2. Die richtige Musik an!
Die „falsche“ Musik hat mich schon oft verarscht und mich komplett in die falsche Richtung arbeiten lassen. Bei der „richtigen“ Musik bin ich wahnsinnig schnell!
Meine Best of hierbei: „OT Oceans 11-13“; „Tosca“; „DJ Shadow“; „Missy Elliot“; St. Germain“ – oder meine Blip.FM Playlist – Hauptsache laut!
In diesem Zusammenhang sei auf ein nettes Portal hingewiesen, welches ausschliesslich Mixtapes von Designern abspielt: http://mixtape.nitrocorpz.com
3. Abschotten
Der Arbeitsfluss ist genauso wichtig wie das Handwerk selbst! Ich lass mich nicht mehr unterbrechen! Telefon aus und Büro abschliessen! Ich bin schon so oft von ärgerlichen Dingen unterbrochen worden und fand den Rest des Tages nicht mehr zurück zur Form.
4. Weck den Rebell in dir – der wichtigste Teil !
Ich versuche immer mehr zu geben als der Kunde von mir erwartet. „Design as usual“ ist was für Feiglinge! Cutten kann ich später immer noch! Ich mach nur was mir gefällt! Adobes „Kuler“ ist hilfreich aber genau so gefährlich wie Google!
Egal wie Du es anstellst: Gestalte leidenschaftlich! Eine Gestaltung – egal ob Logo, Katalog oder Folder sollte rocken, übersichtlich sein und sich vom Rest abheben.
Alles andere ist Quatsch! Erklär das dem Kunden!
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Rock n´Roll
Du sprichst mir aus der Seele.
Danke, und ran an den Speck.
Echte ein schöner Beitrag gefällt mir