New York – die Zweite
Nach knapp einer Woche laufe ich immer noch absichtlich in Gegenden herum, die in keinem Reiseführer stehen. Der „Lonely Planet“, den ich mir noch einen Tag vor meinem Abflug gekauft hatte, liegt auf der Kommode hier in meinem Zimmer genau dort, wo ich ihn bei meiner Ankunft hingelegt hatte. Wahrscheinlich wird er da bis zum Schluss liegen, ohne dass ich auch nur einmal reingeschaut habe. Ich bin in einer WG mit zwei Studenten aus Island und Schweden im hippen Williamsburg untergekommen – mag sein, dass ich aus dem WG-Alter raus bin, aber man will ja auch nicht trutschig werden. In so einem Hotel erfährt man ja nichts…
Ich war die erste Woche damit beschäftigt mich einzufinden, habe mir ne Monatskarte gekauft, meinem Handy via Pre-Paid-Card Internet spendiert und mein Jetlag ist nun auch „im Rahmen“. Ich kenne mittlerweile die U-Bahnlinien ganz gut und mein Schrittzähler jubelt mir jeden Abend neue Rekorde zu. Ich war vor über zwanzig Jahren schon mal hier und damals froh, als ich die Stadt wieder verlassen durfte. Das war vor Giuliani. Mittlerweile kann man hier unbedarft in jeder Ecke herumlaufen. Ja, ich laufe viel und weit und versuche soweit es geht, die Sehenswürdigkeiten zu meiden. Aber irgendwie ist hier ja alles eine Sehenswürdigkeit. Die „Awsomeness“ kriecht aus jeder Ritze. In meiner Tasche immer dabei ist das Riesenviech von Pentax und ein selbst gebasteltes Objektiv, mit dem ich versuche, Aufnahmen zu machen, die mich nicht am Abend schon wieder langweilen. Meine Ausbeute ist noch recht mager, aber ich bin guter Dinge. New York ist ja schon aus jedem Winkel fotografiert und verschlagwortet worden. Nichts braucht die Welt weniger, als das ich jetzt noch mal alles genau so abfotografiere. Mir ist wohl bei dem Gedanken…