30
Okt.
2013
13

Das Ding mit dem Fleiß

Einer der Standardsätze, die ich bei Einzelcoachings und Workshops immer wieder höre, ist: „Im Grunde ist mir das eigentlich klar, ich hatte nur gehofft, dass es irgendwie schneller und einfacher geht.“ Sätze wie diese beziehen sich in den meisten Fällen darauf, wie schnell und effektiv man ins Business rein kommt und und in welchem Zeitraum sich die persönlichen und wirtschaftlichen Erfolge einstellen. Dabei erwische ich meine Gegenüber oft dabei, dass er oder sie insgeheim der Hoffnung war, dass sich Glück und Erfolg durch einfache Mechanismen erzielen ließen, für die man wöchentlich Maximum 4 Stunden Zeit investierte. „mehr ginge nicht – ich hab Familie… „mein Mann hat da kein Verständnis…“; „ja, das sagst du so einfach, du musst ja nur mit dem Finger schnipsen und die Kunden stehen Schlange“ (gern wird dabei vergessen, dass ich nicht in diese Situation hineingeboren wurde – ich habe Zeiten hinter mir, da beschränkte sich unser Familienvermögen auf eine Nikon D3s mit nem 27-70… ) Die Realität sieht leider so aus: „Wenn du immer das gleiche tust, wirst du immer das Gleiche dafür bekommen“. Eine recht schlichte Weisheit, die eigentlich jedem schnell einleuchtet. Und doch hoffen viele, dass es plötzlich an der Tür klingelt und sich Erfolg einstellt. Es mag Einzelfälle gegeben haben, in denen es genau so passiert ist, aber machen wir uns nichts vor: Es ist albern darauf zu hoffen.

Ich traf vor etwa 15 Jahren einen wirklich erfolgreichen Mann. Wir unterhielten uns und ich naiver Jüngling, fragte ihn nach seinem Tipp für mich. Wir saßen an einem Schreibtisch der Agentur, in der ich damals arbeitete und und er lehnte sich zurück und meinte: „Sei fleißig!“ Mann, was war ich damals enttäuscht – der Typ hatte alles erreicht und Geld wie Heu und rät mir, fleißig zu sein? Wenn ich heute so zurück schaue, dann  habe ich mir seinen Rat irgendwie doch beherzigt und merkte erst viele Jahre später, was er eigentlich damit meinte: Willst du in der Bundesliga spielen, solltest du wenigstens damit anfangen, so oft wie ein Bundesligaspieler zu trainieren. Du solltest bereit sein, all deine Kraft und Zeit darauf zu richten, dich dorthin zu bringen, wo du hin willst: dein Ziel. Denn ohne Ziel, gehst du nur spazieren.

Und wenn du unbedingt besser fotografieren willst und in die Liga derer kommen willst, wo man keine Diskussionen mehr über´s Honorar führt, wirst du viel und hart an dir arbeiten müssen und deinen Fotografiemuskel bis zum äußersten austrainieren. Du wirst Bücher lesen, andere Fotografen studieren, dich coachen lassen, Konzepte ausarbeiten und viel fotografieren müssen. Und immer wenn du denkst, du hast es bald geschafft, machst du die Tür auf und musst dir eingestehen, wie naiv du warst. Wenn du aufgehört hast, dich zu entwickeln, hast du aufgehört an dich zu glauben. Und wenn du nur zu Hause herumsitzt und dir dein persönliches Lebenskonzept ausdenkst, es aber nicht lebst, bist du allenfalls ein Poser. Ist alles nicht immer einfach und tut mitunter weh. Und im Grunde ist dir das eigentlich alles klar. Du hattest allerdings gehofft, dass es irgendwie schneller und einfacher geht.